Interview mit Engine Programmierer Daniel Sadowski

Die Community als auch die Mitarbeiter von The-Witcher.de brennen darauf, vom Engine Programmierer Daniel Sadowski von CD Projekt Red Antworten auf einige Fragen zu erhalten.


The-Witcher.de: Daniel, erzähl uns etwas über deine Aufgaben, die du im Team von CD Projekt Red hast. Welche Verantwortungen trägst du bei The Witcher?

Daniel Sadowski: Bei der Entwicklung von The Witcher war ich für die Implementierung und Instandhaltung der Benutzeroberfläche in den letzten beiden Phasen der Fertigstellung des Spiels verantwortlich. Während der Entwicklung der Enhanced Edition habe ich jedoch auch daran gearbeitet, Änderungen in der Rendering-Engine des Spiels zu implementieren. sowie die neuen Charaktermodelle anzupassen, so dass es unter den NPCs nicht mehr so viele Doppelgänger gibt.


The-Witcher.de: Ihr habt bei mehreren Anlässen gesagt, dass ihr etwa 80% der Aurora-Engine überarbeitet habt. Wäre es nicht einfacher und billiger gewesen, komplett eine eigene Engine zu entwickeln, die ganz euren Vorstellungen entspricht?

Daniel Sadowski: Vor vielen, vielen Jahren, noch bevor mir der Gedanke kam, dass ich mal in der Spielentwickler-Branche und bei CD Projekt Red arbeiten würde, wurden Pläne geschmiedet, ein Spiel zu entwickeln, das auf den Charakteren und deren Welt von Andrzej Sapkowskis Witcher-Saga basiert. Ein kleines Team hatte sich zusammengefunden und zu Anfang war da die Idee, eine hauseigene Engine zu entwickeln. Nun ja, nach einiger Zeit entschieden sich die CEOs, sich nach technischen Alternativen umzusehen und sie kamen schließlich zu dem Schluss, dass der Erwerb einer Lizenz für eine bekannte und bereits fertige Engine die bessere Wahl ist und dies den Entwicklungsprozess besser voranbringen wird.
Im Nachhinein ist das schwer zu beurteilen, ob es besser gewesen wäre, eine eigene Engine zu erarbeiten. Für die meisten im Team war dieses Projekt eines Spiels das erste in dieser Größe und Komplexität. Es war wohlmöglich gut, dass wir bereits mit einer existierenden Technologie anfangen konnten zu arbeiten, die wir nur etwas nach unseren Vorstellungen zu ändern hatten. Ich finde, wir haben mit der bestehenden Aurora Engine eine Menge an Zeit gespart, die wir in der Entwicklung einer hauseigenen investiert hätten. So konnten wir direkt mit der Entwicklung am Spiel beginnen.


The-Witcher.de: Ihr habt euch also für The Witcher für die Bioware Aurora Engine entschieden. Welche Vorteile hat die Bioware Engine gegenüber anderen Engines?

Daniel Sadowski: Der Hauptvorteil zu der Zeit damals war, dass die Aurora Engine die einzige war, die voll und ganz für RGPs maßgeschneidert war. Natürlich waren da noch andere, wie zum Beispiel die Unreal Engine. Nun ja, aber die Tatsache, dass die Aurora eine RPG Engine ist, machte diese Engine klar zum Favoriten. Hätten wir uns für eine andere Engine entschieden, hätten wir diese gewaltig für RPGs modifizieren müssen. Mit der Aurora konnten wir uns gleich daran machen, den Kerninhalt zu erstellen während auch bereits mit dem Gameplay und den Rendering-Elementen begonnen werden konnte.


The-Witcher.de: Seid ihr mit der Aurora Engine an die Grenzen gekommen in Bezug auf The Witcher oder meinst du, dass mit der Engine da noch mehr möglich ist?

Daniel Sadowski: Ich glaub, dass es immer Möglichkeiten für Erweiterungen gibt. Aber soweit es die Aurora Engine betrifft… wenn wir die Zeit und Mittel hätten, könnten wir noch mehr aus der Engine herausholen. Ihr müsst allerdings bedenken, dass die Engine bereits einige Jahre auf dem Buckel hat und nach heutigen Maßstäben für die Spiele-Produktion eine Engine der alten Generation ist. Rein theoretisch ist es machbar, die Engine so umzuschreiben, dass sie mit den Engines von heute mithalten kann. Aber in der Zeit, die wir dafür investieren müssten, um all die Änderungen an der Engine vorzunehmen, könnten wir wirklich eine hauseigene Engine fertig stellen.


The-Witcher.de: Für die Enhanced Edition von The Witcher habt ihr erhebliche Verbesserungen für die Performance angekündigt. Wie wollt ihr diese Verbesserungen erreichen und was beabsichtigt ihr insbesondere für die leidgeplagten Vista-Spieler zu tun?

Daniel Sadowski: Wir arbeiten hart daran zu gewährleisten, dass die Enhanced Edition zum einen stabil und zum anderen tadellos läuft. Mit den Optimierungen wird sichergestellt, dass die Ladezeiten kürzer als in der Originalversion sind. Und wir gehen jeder Möglichkeit nach, die Probleme zu entfernen, die beim Speichern und mit den Betriebssystem auftreten. Das Spiel soll auf beiden Systemen stabil laufen – XP und Vista. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine direkten Vista Probleme und Abstürze. Viele davon wurden durch die System-Updates ausgemerzt.


The-Witcher.de: Es wird viel darüber geredet, dass The Witcher für die Xbox 360 konvertiert werden soll. Unabhängig von der Entscheidung, die das Entwicklerteam hier treffen wird, was sind deiner Meinung nach die größten Schwierigkeiten, ein Spiel wie The Witcher für diese Plattform zu konvertieren?

Daniel Sadowski: Das größte Problem wäre, den kompletten Inhalt von The Witcher für eine Konsolenversion zu konvertieren, vor allem weil das Spiel ausschließlich für PC entwickelt wurde. Das gesamte Gameplay sowie das Questsystem muss von Grund auf neu geschrieben werden. Die gesamte Benutzeroberfläche und die Bedienung muss neu gestaltet werden, damit die technischen Möglichkeiten, die für die PC Version vorhanden ist, ebenfalls bei der Konsolenbedienung wieder zu finden sind – in einigen Fällen wären das Einschränkungen. Eigentlich müsste das Spiel komplett neu geschrieben und entwickelt werden. Und darin liegt das größte Problem für eine theoretische Konvertierung.


The-Witcher.de: Und abschließend... was für ein Auto fährst du?

Daniel Sadowski: Also, bevor ich bei CD Projekt Red angefangen hab, hatte ich nie so das Gefühl gehabt, dass ich ein Auto brauche. Der Weg zur Uni und zurück war keine große Sache, vor allem, weil ich immer etwas Gutes zum Lesen oder Musik dabei hatte. Aber jetzt, wo ich kurz davor bin, mein Studium mit dem akademischen Grad des Masters unter Dach und Fach zu bringen (ein Semester fehlt mir noch), wird es etwas problematisch, von hier nach da immer pünktlich zu erscheinen. Also, was ein Auto angeht… ich arbeite daran, mir endlich eins zuzulegen.


The-Witcher.de: Vielen Dank für das Interview
Daniel Sadowski: War mir ein Vergnügen :)


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